Vor einiger Zeit wurde ich gebeten einen Artikel über meine Arbeitsweise für ein Frankfurter Sportmagazin zu schreiben. Zur Veröffentlichung kam es jedoch nie, der Grund ist mir bis heute nicht genannt worden, vermutlich fällt er in die Kategorie “Das Schweigen der Männer”. Daher erscheint er nun hier:
Im Raum Frankfurt gibt es viele exzellente Physiotherapeuten und Sportmediziner, die Spitzensportler im Training und bei Wettkämpfen begleiten. Wie wichtig die medizinische Betreuung im Leistungssport ist, wird regelmäßig bei sportlichen Großereignissen deutlich, denken wir nur an die “Wade der Nation”: 2010 war Michael Ballack der Leidtragende, im vergangenen Sommer bangte Fußballdeutschland um Jerome Boateng. In den letzten Jahren ergänzen auch zunehmend Mentaltrainer und Osteopathen die Arbeit der Kollegen. Daran wird deutlich, dass die Leistungsfähigkeit eines Athleten nicht nur durch eine einwandfreie Mechanik des Bewegungsapparates gewährleistet wird, sondern vom optimalen Funktionieren aller Körpersysteme profitiert.
Bei dieser ganzheitlichen Betrachtungsweise spielt das Nervensystem eine zentrale Rolle. Es reguliert und koordiniert das Zusammenspiel unserer Muskeln und Organe, unseres Hormon- und Immunsystems, unserer Kognition und unserer Emotionen. Diese Fähigkeit unseres Körpers macht sich jeder Sportler zunutze, wenn er trainiert und mit diesem Reiz aktiv die Anpassung an die Umwelt fordert und fördert. Indem sich ein Sportler regelmäßig einer Belastung aussetzt, lernt sein Nervensystem immer besser den Organismus zu regulieren und die einzelnen Systeme zu koordinieren. Im Verlauf des gesamten Lebens hängt unsere Gesundheit davon ab, wie gut der Körper in der Lage ist, äußere Reize zu verarbeiten. Das macht er die allermeiste Zeit mit Bravour, nur wird uns das meist erst bewusst, wenn etwas nicht mehr so funktioniert, wie wir es gewohnt sind. Verletzungen, Operationen, Erkrankungen oder Stressfolgen können die Steuerung des Nervensystems stören und setzen die natürliche Fähigkeit der Selbstregulation herab.
Ein relativ neuer und noch weitgehend unbekannter Therapieansatz ist hier die Neurofunktionelle Integration, mit der ich seit 2016 in meiner Osteopathiepraxis arbeite: Durch eine gezielte Funktionsprüfung kann die gestörte Leitungsbahn im Nervensystems ausfindig gemacht werden. Das Wissen über komplexe neuroanatomische Zusammenhänge erlaubt es dann, den Bereich im Nervensystem zu finden, der die gestörte Funktion wieder normalisieren kann. Durch manuelle Stimulation dieses Schaltkreises wird die Funktion wiederhergestellt. Das dauert aufgrund der hohen Nervenleitgeschwindigkeit in der Regel nur ein paar Sekunden. Die Aktivität des Nervensystems ist nun optimiert und die Selbstregulation des Körpers gewährleistet. Immer wieder verschwinden Beschwerden auch von alleine bzw. ohne fremde Hilfe, indem wir zum Beispiel die Belastung reduzieren und vermehrt auf Entspannung und Erholung achten. Sport und Bewegung im Allgemeinen leisten einen wichtigen Beitrag zu unserer Gesundheit, da es die allgemeine Leistungs- und Regenerationsfähigkeit erhöht. Bei jedem Leistungsanspruch sollten jedoch weder Spitzen- noch Freizeitsportler vergessen, wie wichtig es ist, dass wir vor allem Spaß an der Bewegung haben sollten und dass Spielen nicht nur Kindern Freude macht, sondern zum Wohlergehen eines jeden von uns beiträgt!